Stand: 12. April 2011
Die anhaltende Freisetzung radioaktiver Substanzen aus den havarierten Reaktorbloecken des AKW Fukushima I sorgt weiterhin fuer weltweite Beunruhigung und fuer behoerdliche Maßnahmen wie Importstopps fuer Lebensmittel aus der Krisenregion. Hiermit moechten wir Ihnen einen Ueberblick ueber den derzeitigen Stand und die moeglichen Folgen des Reaktorunglueckes geben, soweit dies uns nach vorliegenden Informationen moeglich ist.
Bisher liegen uns nach sorgfaeltiger Auswertung einer Vielzahl serioeser Quellen keine Informationen ueber nennenswert erhoehte oder gar gesundheitsgefaehrdende Messwerte in einzelnen auf unseren aktuell stattfindenden Reisen besuchten Laendern und Regionen vor. Alle Japanreisen haben wir bis 30. Juni abgesagt, Aufenthalte und Besuche im Nordosten Japans und in einem Umkreis von 200 Kilometern um Fukushima I sind bei keiner unserer Reisen vorgesehen.
Unsere Darstellung beruht auf aktuellen Lage-Einschaetzungen amtlicher nationaler Institute wie zum Beispiel dem Bundesamt fuer Strahlenschutz (BfS), dem Heinrich-von-Thuenen-Institut (vTI) einer Einrichtung des Bundesministeriums fuer Ernaehrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz oder auf den mehrtaegigen Zugbahnprognosen des Deutschen Wetterdiensts (DWD). Zudem haben wir auf Informationen internationaler Organisationen zurueckgegriffen, wie zum Beispiel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Internationalen Atomenergiebehoerde (IAEA) und der Organisation zur Ueberwachung des Atomteststopp-Abkommens (CTBTO), die ueber ein umfassendes Netzwerk von ueber 60 Messstationen weltweit verfuegt. Die vorliegenden Informationen geben den Stand vom 11. April 2011 wieder. Bei relevanten Veraenderungen in einzelnen Regionen informieren wir umgehend.
1. Tschernobyl und Fukushima I: Zwei unterschiedliche Reaktortypen
In der aktuellen Diskussion um eine Ausbreitung radioaktiver Belastung in der Atmosphaere spielen die Erinnerungen an die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vom April 1986, die nachfolgende Ausbreitung einer radioaktiven Wolke ueber weiten Teilen Europas und die Auswaschung radioaktiver Substanzen durch die damaligen Regenfaelle in weiten Teilen Mitteleuropas eine wichtige Rolle. Dazu ist grundsaetzlich festzuhalten, dass es sich beim Reaktorblock IV in Tschernobyl um einen vollkommen unterschiedlichen Reaktortyp gehandelt hat und somit die Freisetzung von Radioaktivitaet damals vollkommen anders erfolgt ist.
Vereinfacht gesagt: In Tschernobyl handelte es sich um einen sogenannten graphitmoderierten Reaktor, das heißt Graphit wurde zur Steuerung der im Inneren der Brennstoffzellen ablaufenden atomaren Spaltprozesse eingesetzt. Bei Ueberhitzung beginnt Graphit zu brennen und kann dadurch eine nukleare Kettenreaktion im Reaktorkern nicht mehr bremsen. In der Folge ist der Reaktor in Tschernobyl bereits wenige Stunden nach Beginn der Stoerungen explodiert. Mit der Explosion wurden große Mengen radioaktiver Substanzen direkt aus dem Reaktorkern mit Wucht freigesetzt und in große Hoehen geschleudert. Dies erleichterte die schnelle Verwehung und Verbreitung der radioaktiven Substanzen ueber große Distanzen.
Die Reaktoren in Fukushima I sind Siedewasserreaktoren, die Brennstaebe liegen wie ein Tauchsieder im Wasserkreislauf, der die Turbinen antreibt. Moderiert wird die in den Brennstaeben ablaufende Kernspaltung durch Steuerstaebe aus nicht brennbarem Borkarbid. Im Falle einer Stoerung besteht die Hauptgefahr im Trockenfallen der Brennstaebe und im Entweichen radioaktiven Dampfes. Bei eintretender Kernschmelze in den nicht mehr durch Wasser gekuehlten Brennstaeben werden in erster Linie das Grundwasser und das Erdreich gefaehrdet, nur bei erneutem Kontakt mit Wasser kann eine Wasserdampfexplosion groeßere Mengen Radioaktivitaet in die Atmosphaere freisetzen. Die Brennstaebe verwandeln sich im schlimmsten Fall beziehungsweise am Ende des unkontrollierten Ablaufens der Kettenreaktionen in eine radioaktive Schmelze, die im Falle eines Super-GAUs durch die Reaktorummantelung in das Erdreich eindringt. Grundsaetzlich ist bei diesem Reaktortyp die Gefaehrdung fuer Grundwasser und Erdreich groeßer als fuer die Atmosphaere.
Nicht zuletzt die Berichte ueber erhoehte Strahlendosen in landwirtschaftlichen Produkten aus der Umgebung von Fukushima belegen jedoch, dass auch in Fukushima I in groeßerem Maße Radioaktivitaet in die Atmosphaere gelangt ist.
2. Radioaktive Substanzen, die bisher schwerpunktmaeßig ausgetreten sind
Fuer die Frage der Bewertung der mittel- und langfristigen Folgen ist von großer Bedeutung, welche Radionuklide (instabile Atomsorten, deren Kerne radioaktiv zerfallen) in die Luft beziehungsweise ins (Meer-) Wasser freigesetzt wurden. Jedes Radionuklid hat eine bestimmte Halbwertszeit, in der sich Menge und Zerfall auf die Haelfte reduziert. Je kuerzer die Halbwertszeit, umso schneller reduziert sich die Radioaktivitaet.
Bisher geht man davon aus, dass in Fukushima vor allem folgende Radionuklide mit den genannten Halbwertszeiten freigesetzt wurden:
- Iod-131 I-134 8 Tage
- Caesium-134 Cs-134 2 Jahre
- Caesium-136 Cs-136 13 Tage
- Caesium-137 Cs-137 30 Jahre
3. Maßeinheiten und gesetzliche Grenzwerte fuer radioaktive Strahlung
Becquerel gibt die Staerke der Radioaktivitaet in einer bestimmten Substanzmenge an: 1 Becquerel bedeutet ein zerfallendes Atom pro Substanzeinheit pro Sekunde. Der Messwert bezieht sich somit immer auf eine bestimmte Menge: bei Lebensmitteln auf Bq/kg, bei Luft pro Kubikmeter (qm). 1000 Millibecquerel (mBq) sind 1 Becquerel (Bq).
Sievert bezeichnet die Strahlendosis (effektive Dosis): Sie gibt an, wieviel Energie aus radioaktiver Strahlung vom Koerper aufgenommen wurde. Sie ist abhaengig von der Art der Strahlung und des jeweiligen Radionuklids. Die Strahlendosis ist der Quotient zwischen aufgenommener Strahlungsenergie und Masse in kg. Untereinheiten sind Millisievert 1000 mSv = 1Sv) und Mikrosievert (1000 µSv = 1 mSv). Das heißt 1 Million Mikrosievert (µSv) = 1000 Millisievert (mSv) = 1 Sievert (Sv).
Fuer eine Abschaetzung der Strahlenbelastung ist eine genaue Beachtung der jeweilig verwendeten Maßeinheit aeußerst wichtig.
Einige Grenzwerte zum Vergleich: Die Dosis durch natuerliche Hoehenstrahlung bei einem Flug von Muenchen nach Japan betraegt 100 µSv, die durchschnittliche Strahlenexposition einer Person in Deutschland aus natuerlichen Quellen betraegt 2000 3000 µSv/Jahr, der gesetzliche Grenzwert fuer zusaetzlich erlaubte jaehrliche Strahlenexposition der Gesamtbevoelkerung aus kuenstlichen Quellen wie zum Beispiel durch kerntechnische Anlagen, radioaktiv belastete Lebensmittel usw. liegt bei 1000 µSv/Jahr. Fuer beruflich Exponierte (Angestellte in AKWs, Flugbegleiter usw.) gilt ein jaehrlicher Grenzwert von 2000 µSv/Jahr gleich 2 mSv (Millisievert – 1 mSv sind 1000 µSv.), fuer Angestellte in Nuklearanlagen gilt ein auf das gesamte Berufsleben bezogenes Limit von 400 mSv.
4. Verbreitung radioaktiver Substanzen ueber die Atmosphaere: Aktuell keine besorgniserregende Entwicklung
Radioaktive Nuklide koennen sich in der Luft sehr viel schneller verbreiten als im Wasser. Hier ist eine weitraeumige Verbreitung radioaktiven Materials bereits Tage nach einem Reaktorunglueck moeglich.
Grundsaetzlich konnten mittlerweile mit hochsensiblen Messgeraeten in fast allen Messstationen der noerdlichen Hemisphaere geringfuegig erhoehte radioaktive Werte nachgewiesen werden, das heißt die in Fukushima freigesetzten Radionuklide haben sich tatsaechlich in den letzten Wochen ueber die gesamte Nordhalbkugel verbreitet. Zum Beispiel wurde Ende Maerz bei Braunschweig ein Anstieg der Radioaktivitaet um 0,37 mBq (Millibecquerel) gemessen, bei Freiburg (Messstation Schauinsland) um 0,25 mBq, in einer Messstation in Schweden sogar 1,7 mBq.
Seit Anfang April (Stand 11.4. 2011) sind die gemessenen Werte sowohl in den deutschen als auch in ausgewaehlten internationalen Messstationen wieder ruecklaeufig. International wurden nur einige Tagen nach den Wasserdampf-Explosionen von Mitte Maerz und nur in der 200 Kilometer suedwestlich von Fukushima I gelegenen CTBTO-Messstation von Takasaki Strahlenwerte fuer die beiden relevanten Radionuklide Caesium-137 und Iod-131 von jeweils knapp 10 Bq/qm Luft gemessen. In allen anderen Messstationen, die wegen der vorherrschenden Windrichtungen von besonderer Bedeutung sind, blieben die Strahlenwerte im Bereich zwischen 1 und 10 mBq/qm Luft. Diese Angaben beziehen sich auf Messstationen an der russischen Ostkueste, auf Hawaii und an der Westkueste der USA.
Zum Vergleich: In Muenchen wurden nach dem GAU in Tschernobyl Anfang Mai 1986 um ein Vielfaches hoehere Radioaktivitaetswerte gemessen: Sie lagen bei deutlich ueber 100 Bq/qm Luft (davon 50 Bq Iod-131, 55 Bq Tellurium-132, 10 Bq Caesium 137). (Quelle: Bundesamt fuer Strahlenschutz)
Einen Einblick in die moegliche Verbreitung radioaktiver Partikel in der Atmosphaere bieten Zugbahnprognosen, die auf den vorherrschenden Windstroemungen basieren und jeweils fuer die kommenden 3-4 Tage gelten. Sie beruhen auf den bereits bekannten Messwerten des CTBTO-Messnetzwerks und auf der Annahme einer fortdauernden und massiven Freisetzung von Radioaktivitaet im havarierten Reaktor (
„Worst-Case-Scenarios”).
Fazit aus den vorliegenden Zugbahnprognosen: Es zeichnen sich aktuell (Stand: 11. April 2011) im Hinblick auf die weitraeumige Verteilung radioaktiver Partikel ueber die Atmosphaere keine besorgniserregenden oder gar dramatischen Entwicklungen ab.
Dies gilt ausdruecklich auch fuer den Osten Chinas und fuer andere Teile des asiatischen Kontinents. Bis zum Ende des Prognosezeitraums (aktuell 14.4. 0:00 Uhr UTC) ist bei wieder verstaerkt einsetzender Nordweststroemung eine Verlagerung radioaktiver Substanzen Richtung Pazifik zu erwarten. Die vor einigen Tagen befuerchtete Auswaschung von radioaktiven Iod-Isotopen ueber Teilen Koreas ist nicht beziehungsweise nur in aeußerst geringfuegigem Maße eingetreten. In Suedost- und Suedasien (Vietnam, Indonesien, Thailand, Indien) liegen die Messwerte sogar noch deutlich unter den in Deutschland gemessenen Werten.
5. Radioaktive Kontaminierung des Meers vor Fukushima: Gefahr einer weitraeumigen Ausbreitung der Kontamination ueber das Meer vernachlaessigbar
In den letzten Tagen gelangten groeßere Mengen kontaminierten Wassers durch gezielte Freilassung und durch Lecke und Risse in der Reaktoranlage ins Grundwasser und vor allem ins direkt neben dem AKW befindliche Meer. Dazu kommt das Auswaschen („wash out”) radioaktiver Partikel aus der Luft durch Regenfaelle. Dieser Effekt kann sowohl lokal, aber auch ueber groeßere Entfernungen eintreten, wenn vorher radioaktive Partikel ueber die Luft in entfernter gelegene Regionen transportiert worden sind.
Derzeit ist nicht absehbar, wie groß die ueber das Absickern und Ableiten von belastetem Wasser erfolgende Einleitung radioaktiver Partikel tatsaechlich war und immer noch ist. Es ist nach allen vorliegenden Berichten aus dem AKW jedoch damit zu rechnen, dass die Einleitung unterschiedlich hoch kontaminierten Wassers sich in variabler Intensitaet ueber Tage und Wochen fortsetzen wird. Das Bundesamt fuer Strahlenschutz geht daher - analog zur Freilassung in die Luft – von einer „anhaltenden und massiven Freisetzung von Radioaktivitaet” aus.
Das japanische Wissenschaftsministerium analysiert seit dem 23. Maerz 2011 im Abstand von 30 Kilometer zur Kueste Wasserproben von acht Messstationen. Die hier gemessenen Aktivitaetskonzentrationen liegen um das Tausendfache niedriger als die Werte, die Tepco nach eigenen Veroeffentlichungen einige hundert Meter neben dem Einleitungskanal gemessen hat.
Welche Auswirkungen sind zu befuerchten? Eine weitraeumige Ausbreitung radioaktiver Partikel wie ueber die Luft ist grundsaetzlich auch im Meer nicht auszuschließen. Meeresstroemungen koennen Substanzen ueber weite Entfernungen transportieren, die Verbreitung erfolgt jedoch deutlich langsamer als in der Luft, die Konzentration radioaktiver Substanzen nimmt zudem durch den im Wasser deutlich hoeheren Verduennungseffekt (Dispersion) schneller ab.
Bisher fehlen – mit Ausnahme von begrenzten Erkenntnissen aus einem in den spaeten 1970er Jahren aufgetretenen Leck in der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield/UK – fundierte wissenschaftliche Erfahrungen ueber eine Ausbreitung von hochkonzentrierten Radionukliden im Meer. Der Transport radioaktiver Substanzen von Sellafield ueber die Nordsee bis zur ostgroenlaendischen Kueste dauerte mehrere Jahre! Entscheidend fuer eine moegliche Ausbreitung ist zudem, welche Radionuklide ins Meerwasser gelangen. Bisher gelangten vor allem Iod sowie Caesium ins Meer, leichte Atome, die sich schnell im Seewasser loesen und somit oberflaechennah sehr weit transportiert werden koennen. Eine Belastung mit schwereren „kuenstlichen” Atomen wie Plutonium oder Americum ist bisher nicht nachweisbar: Diese Atome wuerden sich jedoch leichter an Schwebstoffe binden und kuestennah zum Meeresboden absinken. Das bereits erwaehnte Heinrich-von-Thuenen-Institut (vTI) stuft aktuell das Ausbreitungsrisiko in entfernte Meeresregionen des Nordpazifik als vernachlaessigbar ein. Aufgrund der in der Kuestenregion vor Fukushima herrschenden Meeresstroemungen ist eine Verlagerung Richtung Suedwesten (also Richtung Taiwan, chinesischer Kueste oder gar Vietnam) so gut wie ausgeschlossen. Es wird Monate oder sogar Jahre dauern, bevor Kuesten von Pazifikanrainern (zum Beispiel die Westkueste Kanadas oder der USA) erreicht werden koennten.
6. Radioaktive Kontaminierung von Lebensmitteln: De facto derzeit keine gesundheitsgefaehrdende Belastung von Nahrungsmitteln in all unseren Reiselaendern
Eine groeßere Gefahr als durch die Verbreitung radioaktiver Kontamination direkt im Wasser besteht in der Anreicherung dieser Substanzen in der Nahrungskette. Besonders die stoffwechselaktiven Algen und Muscheln bauen radioaktive Substanzen schnell in ihren Stoffwechsel ein. Speisefische stehen meist am Ende einer mehrstufigen Nahrungskette. Entlang dieser Nahrungskette kommt es zuerst einmal zu einer Verzoegerung bei der Weitergabe der Radionuklide entlang der Kette. Der Anstieg von Radioaktivitaet im Speisefisch beginnt daher meist sehr langsam und erreicht erst nach mehreren hundert Tagen ein Aktivitaetsmaximum. Dies bedeutet auch, dass Radionuklide mit kurzen Halbwertszeiten schon zerfallen sind, bevor sie im Fisch angereichert werden koennten.
Die Aktivitaetssteigerung entlang der Nahrungskette fuehrt allerdings auch dazu, dass in Speisefischen eine bis zu hundertfach hoehere Radioaktivitaet auftreten kann als im umliegenden Wasser. Laut Heinrich-von-Thuenen-Institut (vTI) ist mit folgenden Anreicherungen gegenueber dem umgebenden Wasser zu rechnen: Zooplankton 18fach, Krustentiere 25fach, Zooplankton fressende Fische 30fach usw. Diesen Anreicherungsprozess kennen wir auch bei Landtieren. Noch heute erreicht jedes fuenfte in Bayern geschossene Wildschwein einen Strahlenwert von ueber 1000 Bq/kg.
Wie wirkt sich der Verzehr von radioaktivem Fisch auf den Menschen aus? Das vTI hat dazu folgende Modellrechnung erstellt: Wuerden bei einer Mahlzeit 0,2 kg Fisch mit 1250 Bq/kg (dem aktuellen, vor kurzem angehobenen Grenzwert fuer Speisefisch) mit je 50 Prozent CS-137 und 50 Prozent Cs-134 gegessen, wuerde dies einer
„effektiven Dosis” von 4µSv entsprechen. Bei taeglichem Konsum dieser Menge Fisch ueber 365 Tage haette der Mensch eine Jahresdosis von 1,46 mSV aufgenommen. Damit laege er leicht ueber der EU-Norm fuer Strahlenschutz, die zusaetzlich zur natuerlichen Strahlung eine Jahresdosis von 1mSv aus kuenstlichen Quellen erlaubt.
Radioaktivitaet in landwirtschaftlichen Produkten (vor allem Blattgemuese und Milch): Eine Anreicherung in landwirtschaftlichen Produkten ist nur moeglich, wenn Radionuklide vorher ueber die Atmosphaere transportiert und durch Regenfaelle ausgewaschen werden. In der Tat wurden in landwirtschaftlichen Produkten aus dem naeheren Umkreis von Fukushima stark erhoehte Strahlenwerte in Spinat, Blattsalaten und auch in der Milch nachgewiesen.
Da mit Ausnahme eines sehr geringen und weit unterhalb der Grenzwerte gelegenen Fallouts in einem Landstrich unweit der Demarkationslinie zwischen Sued- und Nordkorea keine nur annaehernd relevanten Radioaktivitaetswerte in der Luft außerhalb von Japan gemessen wurden, ist weder im Pazifikraum noch in anderen Teilen Asiens in den naechsten Tagen mit einer erhoehten Konzentration von radioaktiven Substanzen in Lebensmitteln zu rechnen.
In Reaktion auf die Messergebnisse in Lebensmitteln aus der Region rund um Fukushima haben viele Laender ihre Lebensmittelimporte aus Japan eingestellt beziehungsweise Messungen angeordnet. So verhaengte das chinesische Staatliche Hauptamt fuer Qualitaetskontrolle und Quarantaene ein Einfuhrverbot fuer Milchprodukte, Gemuese, Obst, Meeresfruechte und Algen aus allen Praefekturen Nordostjapans. Die EU hat am 26. Maerz mit einer Verordnung den Import und die Moeglichkeit von Strahlenmessungen bei Importlebensmitteln aus Japan geregelt. Deutschland fuehrt kaum Lebensmittel aus Japan ein, von den 913.000 Tonnen importierten Fischs stammen laut Verbraucherschutzministerium nur 60 Tonnen aus Japan.
Fazit: Aufgrund einer de facto bisher nicht existierenden radioaktiven Belastung von Lebensmitteln in allen unseren Reiselaendern und den in vielen Laendern existierenden Importverboten beziehungsweise Importbeschraenkungen und -kontrollen fuer Lebensmittelprodukte aus Japan ist derzeit auszuschließen, dass Kunden in Zusammenhang mit den Ereignissen in Japan in irgendeinem unserer Reiselaender einer erhoehten radioaktiven Belastung ausgesetzt sind.
7. Kein erhoehtes Strahlenrisiko fuer Flugpassagiere
Nach allen vorliegenden Informationen gibt es derzeit keine Hinweise auf ein erhoehtes Strahlenrisiko fuer Flugzeuge oder Flugpassagiere von beziehungsweise nach Japan. Dies bestaetigen in einer gemeinsamen Aussendung die Internationale Agentur fuer Zivile Luftfahrt ICAO, die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Atomenergiebehoerde IAEA. Es droht daher Kunden, die ihre Flugreise in einer Maschine antreten, die aus einem vorherigen Japan-Einsatz zurueckgekommen ist, kein Risiko.
8. Beispiele fuer Entfernungen in der Region
Die folgende Übersicht zeigt Entfernungen zwischen Fukushima und wichtigen Zentren in Ost- und Suedostasien: Zum Vergleich ist die Entfernung zwischen Tschernobyl und Muenchen angegeben.
Tschernobyl
– Muenchen 1.400 km
Fukushima
– Seoul 1.230 km
Fukushima
– Shanghai 1.800 km
Fukushima
– Peking 2.140 km
Fukushima
– Hong Kong 2.960 km
Fukushima
– Hanoi 3.720 km
Fukushima
– Bangkok 4.650 km
Fukushima
– Denpasar 5.590 km
Quelle: Studiosus Sicherheit